Fabrikmäßige-Schwarzpulverherstellung.pdf

Die Schweizer und Ihr Pulver

Das Matterhorn, Toblerone, Heidi, das Schweizer Offiziersmesser und die für Ihre Gang-Genauigkeit bekannten Schweizer Uhren – alles Begriffe, mit der man weltweit die Schweiz in Verbindung bringt. Weniger in der Öffentlichkeit bekannt ist, dass in der letzten Schweizer Pulvermühle anerkanntermaßen einige der hochwertigsten  Schwarzpulversorten überhaupt  hergestellt werden  – eben das „Schweizer Schwarzpulver“ und das sogar schon seit 1853.

Um u.a. das Wissen über die in der Schweiz noch übliche handwerkliche Herstellung der Schweizer Schwarzpulversorten dem interessierten Schwarzpulverschützen näherzubringen, habe ich mich zusammen mit SPI-Mitglied Franz Müller (Pulver-Müller!)  auf den Weg in die Schweiz gemacht und dort am Genfer See ganz in unmittelbarer Nähe von Lausanne in der französischsprachigen Schweiz fanden wir Sie dann: ganz idyllisch in einem Seitental der Ortschaft Aubonne gelegen: die „Poudrerie d´Aubonne“


Das weitläufige Gelände der Schweizer Pulvermühle - die "Poudrerie d´Aubonne "



Schon bei der Ankunft fühlt man die Geschichtsträchtigkeit dieser Stelle – nicht nur weil in dem der Hauptverwaltung gegenüberliegenden Gebäude Alexandre Yersin (1863 – 1943) , der Entdecker der Pesterreger geboren wurde.



Die Hinweistafel auf Alexandre Yersin



Und hier das gegenüberliegende Gebäude, in der die Haupverwaltung  der Pulvermühle nebst Büro untergebracht ist und das am Eingang zum Werksgelände steht.


Franz Müller (links) und Bertrand Briol (kaufmännischer Leiter der Poudrerie d Áubonne) im Gespräch. Im Hintergrund das Modell einer Läufermaschine.


Bevor ich das, was Franz und ich in der Pulvermühle in Hinblick auf die industrielle Fertigung von Schwarzpulver sehen und in Sachen Produktion auch gleich "live" erleben durften versuche, hier möglichst nachvollziehbar und transparent wiederzugeben zunächst einmal ein paar Worte zum Unternehmen „Pulvermühle Aubonne“ und zu deren geschichtlichem Hintergrund, der eng verknüpft ist mit der Geschichte des Schweizer Schwarzpulvers:

Generelle Herkunft und Entdeckung des Schwarzpulvers:

Chinesen und Inder waren die ersten die die Zusammensetzung einer  dem heutigen Schwarzpulver sehr ähnliche Mischung fanden. Über Vorderasien gelangte dieses Wissen nach Europa, wo im 7. Jahrhundert Griechen erstmals Brandraketen („Griechisches Feuer“), die aus diesem Pulver hergestellt waren, gegen die Sarazenen einsetzten.  Mitte des 13. Jahrhunderts war die Zusammensetzung des Pulvers und dessen Wirkung auch im westlichen Europa bekannt. Seinen Namen bekam das Schwarzpulver aufgrund der Bemühungen des Bertolt Schwarz, einem Mönch aus Freiburg im Breisgau, der im 14.Jahrhundert sehr viel mit dem Pulver experimentierte und zur Einführung von Feuerwaffen in erheblichem Umfang beigetragen hat und häufig als der Erfinder des heute bekannten Schwarzpulvers bezeichnet wird.  Der wirkliche Erfinder ist jedoch kaum feststellbar.


Die Geschichte der Schwarzpulverproduktion in der Schweiz:

Seit dem Mittelalter wurde dann auch  in der Schweiz – vornehmlich von Bauern, die neben dem landwirtschaftlichen Betrieb auch eine Pulvermühle betrieben – Schwarzpulver produziert. Meist in sehr schlechter Qualität, was dazu führte, dass viele der ersten Pulvermühlen durch Explosionen vernichtet wurden. 1852 wurden dann die noch verbliebenen 5 Pulvermühlen staatlicher Kontrolle unterstellt und bereits 1894 wurden alle Schweizer Pulvermühlen außer denen in Aubonne und Chur geschlossen.

Die immer dichtere Besiedelung und der Bau einer Autobahn sorgte dann dafür, dass schon 1976 die Pulvermühle in Chur geschlossen wurde. 1996 drohte dann sogar ganz konkret die Schließung der letzten Pulvermühle der Schweiz in Aubonne.  Schon zu Beginn der 1990-er Jahre wurden Überlegungen zur Zukunft der Pulvermühle angestellt. Als dann das Ergebnis bekannt wurde, dass ca. 4,5 Mio Franken zur Sanierung der Anlage erforderlich wären, wurde beschlossen, die Pulvermühle nicht mehr zu sanieren, sondern zu schließen. Mit den damals im Unternehmen noch verbliebenen 6 Mitarbeitern wurden sogar bereits entsprechende Personalgespräche geführt.

Quasi in letzter Minute erfuhr dann Claude Modoux, ein Unternehmer, der bereits mit den Unternehmen Negotrade LTD und Modoux Services in Blonay am Genfer See schon mehr als 30 Jahre weltweit mit u.a. industriellen Sprengstoffen handelte, von der drohenden Schließung:

Schnell wurde ein Übernahmeplan geschmiedet: Der Kanton Waadt übernahm Grund und Boden und Claude Modoux pachtete mit seiner Unternehmensgruppe für die nächsten Jahrzehnte  die darauf befindlichen Fertigungsgebäude, übernahm alle Mitarbeiter und führte somit das Unternehmen Pulvermühle  Aubonne fort. Fast wäre also 1996 das Schweizer Pulver für immer vom Markt verschwunden. Von all dem hat man hier in Deutschland und in der Welt damals nicht viel mitbekommen.

Franz und ich merkten den Mitarbeitern an, dass Sie ausnahmslos alle - wie Ihr Chef! -  mit dem Herzen bei der Arbeit sind – denn es war zwar ein Unternehmer, der die Fans und Anhänger des Schweizer Pulvers vor dem schlimmsten bewahrt hat – aber unternehmerische Gesichtspunkte alleine gaben in Anbetracht der hohen erforderlichen Investitionssummen  bestimmt nicht den Ausschlag zu dieser Entscheidung. Ich bin in Hinblick auf die von mir im April 2003 gegründete Schwarzpulverinitiative (SPI) bestens mit derartigen Ausgangsituationen vertraut, auch wenn es sich bei der SPI nicht ganz in derart hohen finanziellen Dimensionen abgespielt hat.  Sei´s drum: Der Nachschub an Schweizer Pulver ist - hoffentlich noch möglichst lange - vorerst gesichert!




Durch das Fabrikgelände fließt ein kleiner Fluss, mit dem die verschiedenen Aggregate und Maschinen angetrieben werden. Auf den Wiesen sorgen Schafe dafür, dass das Gras nicht zu hoch wird. Möglicherweise spielen hier auch Sicherheitsaspekte eine Rolle  - denn so braucht es keinen Rasenmäher mit Benzinmotor und selbst die Sense braucht nicht gewetzt werden. So wird nachhaltig schon von vornherein die Funkenbildung jeglicher Art wirksam verhindert und umweltschonend ist diese Vorgehensweise obendrein!!!

Kritisch wurde es dann noch einmal am 12. Februar 2003, als sich gegen 14:50 Uhr eine Verpuffung an der Körnermaschine ereignete die in Folge zur Explosion von ca.  80 kg Schwarzpulver führte. Ein 27-jähriger Mitarbeiter erlitt schwere Verbrennungen und musste per Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden. Glücklicherweise hatte der Mitarbeiter Glück im Unglück und konnte Anfang Januar 2004 seine Tätigkeit in der Pulvermühle wieder aufnehmen.

Unfälle im Herstellungsprozess von Schwarzpulver sind – selbst bei größter Sorgfalt - kaum zu vermeiden. Sie begleiten die Geschichte aller Pulvermühlen. Als Ende der 1980-er Jahre die Pulvermühle von Dynamit Nobel in Adolzfurt in Deutschland explodierte, war das zugleich das Ende der Schwarzpulverproduktion bei Dynamit Nobel.  Heute gibt es in Deutschland ebenfalsl nur noch eine einzige Schwarzpulvermühle- die Kunigunde.


In französischer und deutscher Sprache wird vor Betreten des Pulvermagazins noch einmal ausdrücklich vor der Mitnahme von Zündfunken erzeugenden Artikeln klassischer Art gewarnt.

Der Produktionsleiter der Poudrerie erzählte uns, dass Schwarzpulver in seinem Zündverhalten letztlich unberechenbar ist und daher immer ein Restrisiko bleibt, das definitiv nicht ausgeschlossen werdne kann und auch mit den besten und konsequentesten  Sicherheitsbestimmungen nicht ganz beseitigt werden kann. So gibt es Situationen wo man selbst mit einer glühenden Zigarette, die man mitten ins Pulver hineindrückt keine Zündung zuwege bekommt. Fällt dann aber ein paar Sekunden später nur ein kleiner Funke aus der Glut auf den Haufen, gibt es eine Stichflamme wie es sich Bertolt Schwarz in seinen kühnsten Träumen nicht erhoffen durfte. Ja - es hat eine Seele dieses schwarze Pulver. Der ein oder andere Schwarzpulverschütze hat diesbezüglich vielleicht auch schon seine ganz persönlichen Erfahrungen sammeln können. Grund genug, sich vor dem Umgang mit dem schwarzen Pulver die zwingend erforderliche und notwendige Sachkunde anzueignen und auch danach die erforderliche Sorgfalt nie (wirklich nie!!!) ausser Acht zu lassen!!

 



Entsprechend hohe und geerdete Blitzschutz-Fahnen sollen bei Gewitter den Blitz anziehen und so verhindern, dass der Blitz in die pulverführenden Produktionsanlagen einschlägt. Diese auf dem ganzen Gelände verteilten Blitzschutzmaßnahmen sind Bestandteil einer insgesamt auf maximale Sicherheit ausgelegten Betriebs- und Produktionsumgebung.

Nach diesem kurzen Ausflug in die Geschichte möchte ich für den interessierten Leser einmal aufzeigen, wie Schwarzpulver – heute wie vor 160 Jahren – in der Pulvermühle Aubonne hergestellt wird:

Zunächst ein paar erläuternde Ausführungen zu den Ausgangsstoffen:

Schwarzpulver besteht in Hinblick auf seine Wirkung aus letztlich nur 3 Bestandteilen. Zum Zweck der besseren Haltbarkeit, LAgerfähigkeit und Verwendbarkeit werden dem Schwarzpulver in speziellen Prozessen am Ende und während des Herstellungsprozesses noch andere Bestandteile beigefügt - wie z.Bsp. Graphit. Doch dazu führe ich später noch etwas ausführlicher aus.


Zunächst zu den 3 Kernbestandteilen des Schwarzpulvers:


1) Salpeter:

Salpeter = Kaliumnitrat, chemische Formel KNO3

Salpeter musste in der Vergangenheit in mühsamer Arbeit aus organischen Stickstoffverbindungen gewonnen werden. So lies Friedrich II. von Preussen  z. Bsp. auf Bauernhöfen Kalkmauern erstellen, die mit Jauche übergossen wurden, um so den Kali-Salpeter in größerem Umfang zu gewinnen. Durch die Zersetzung bildete sich nach 1-2 Jahren so viel Salpeter, dass er aus der Erde ausgewaschen werden konnte. Die Ausbeute betrug etwa 6:1. Aus 6 kg Salpetererde gewann man damals auf Basis dieser Gewinnungstechnik ca. 1 kg Salpeter.

 

2) Schwefel:

 

Palette mit Schwefel im Rohstofflager der Schweizer Pulvermühle


Bei Schwefel handelt es sich um ein chemisches Element (S). Fast jeder dürfte dieses zitronengelbe Element noch aus dem Chemieunterricht  kennen. Sein Geruch ist sehr stechend und prägt sich daher gut ins Riechgedächtnis ein. In der Natur kommt Schwefel u.a. als  gediegenes Mineral hauptsächlich in den USA und in Polen vor.  Ein großer Anteil des im Handel befindlichen Schwefel wird jedoch aus Sulfid-Erzen gewonnen.

3) Kohle:

 
Zur Herstellung von Schwarzpulver wird - zumindest beid er Schweizer Pulvermühle - heute fast ausschließlich die aus dem Faulbaumholz oder Erlenholz gewonnene Holzkohle verwendet. Diese Hölzer werden derzeit aus den Gebieten des ehemaligen Jugoslawien und aus Deutschland in die Schweiz importiert.

 

Das Faulbaumholz-Vorratslager der Schweizer Pulvermühle


Die o.a. Ausgangsstoffe finden i.d.R. in folgenden Anteilen Verwendung:

Kalisalpeter: 75 %

Holzkohle:    15 %

Schwefel:     10 %
 

Der Herstellungsprozess des Schweizer Schwarzpulvers:

Im Gegensatz zu anderen Schwarzpulvermühlen stellt die Schweizer Pulvermühle den wichtigen Bestandteil (da Energieträger) Holzkohle selbst her. Meiner Ansicht nach liegt genau in diesem - geheimgehaltenen - Herstellungsprozess der Holzkohle auch das große Geheimnis der Schweizer Pulversorten, die im Extremfall bis zu 30 % mehr Energie in sich tragen als sämtliche anderen weltweit gefertigten und im Handel derzeit noch verfügbaren Pulversorten.   

1. Herstellung des Rohstoffes Holzkohle:

Bei der Pulvermühle Aubonne wird die zur Herstellung des Schwarzpulvers benötigte Holzkohle in der fabrikeigenen Köhlerei nach einem selbst im Verlauf von Jahrzehnten entwickelten Verfahren hergestellt.  Ausgangsmaterial sind für das Schießpulver auf eine einheitliche Länge geschnittene Sträuche des Faulbeerbaumes, das zuvor mindestens 3 Jahre gelagert wurde.

Da das im Freien in Bündeln gelagerte Holz im August/September in Hinblick auf Feuchtigkeitsgehalt die ideale Konsistenz hat, wird in der Pulvermühle Aubonne in diesem Zeitraum innerhalb von 2 – 3 Wochen nahezu der gesamte Jahresbedarf an Holzkohle in der Köhlerei hergestellt. Der Köhlervorgang findet in einem speziellen Köhlerofen unter Luftabschluss bei Temperaturen zwischen 300 – 500 Grad Celsius statt. Die Köhlerei wird in dieser Produktionsphase  Tag und Nacht betrieben. Nach ungefähr 6-8 Stunden im Ofen wird das so destillierte Holz zum Abkühlen in einen luftdichten Druckbehälter verlagert, wo es nach dem (kontrollierten) Abkühlen dann als Holzkohle und Grundstoff zur Schießpulverherstellung entnommen werden kann.  Der in diesen 2-3 Wochen hergestellte Holzkohlevorrat für das gesamte Produktionsjahr wird dann wiederum in eigens hierfür entwickelten Behältnissen gelagert.  Mit einer Abweichung von weniger als 2 % (!!) wird so pro Köhlereivorgang aus 680 kg Holz als Ausgangstoff ziemlich genau 170 kg Holzkohle gewonnen.




Die Brennkammer, in der das Holz zur Holzkohle umgewandelt wird. Danach kommt die gesamte Charge es zur kontrollierten Abkühlung sofort in einen Druckbehälter.



Der zum Abkühlen der fertigen Holzkohle verwendete Druckbehälter      



Die Behälter, in dem der gesamte Produktionsjahresvorrat an selbst hergestellter Holzkohle bis zur Verwendung zwischengelagert wird


Bevor die Holzkohle jedoch in den Produktionsprozess wandert, wird Sie noch einmal mit einem Metalldetektor auf Fremdkörper untersucht, um so die Explosionsgefahr im weiteren Herstellungsprozess zu minimieren. Schon der kleinste übersehene Eisennagel kann in einem der nachfolgenden Herstellungsprozesse den Funken erzeugen, der dann in Folge zu einer verheerenden Explosion führt. Bei dem Metalldetektor handelt es sich um einen der stärksten Magnete, der derzeit überhaupt technisch herstellbar ist. Leider konnte ich über die Stärke des Magnetfeldes in Gauss bzw. Tesla keine näheren Informationen bekommen. Aber mit einem Herzschrittmacher sollte man sich nicht im näheren Umkreis um den Magneten aufhalten wurde mir auf meine Frage geantwortet. Auch wurden Franz und ich dahingehend belehrt, dass wir das Risiko einer anschließend möglicherweise defekten Armbanduhr selbst zu tragen haben. Also der Metalldetektor/Magnet wird es schon in sich haben - muss es auch, wenn man überlegt, dass der im vorangegangenen Text erwähnte Unfall eben durch einen kleinen Stahlnagel ausgelöst wurde, der sich im Holz befunden hatte.  

 
2. Vermengung und Verdichtung der Grundstoffe:

 
Während bei der historischen Pulverherstellung das „Mengen“ der Rohstoffe und das „Dichten“ des Gemenges zum Schwarzpulver i.d.R. zwei von sich getrennte Arbeitsvorgänge waren, werden in der Schweizer Pulvermühle in Aubonne beide Vorgänge in einem Arbeitsgang vorgenommen.
Der Holzkohle wird jetzt im sogenannten "Kollergang" der Schwefel und Salpeter zugeführt. Abhängig von der gewünschten Pulversorte variieren die Bestandteile nur um wenige Prozentpunkte. Die jeweils vorgegebenen Mischungsverhältnisse müssen jedoch aufs Gramm genau eingehalten werden, damit die gleichbleibende Qualität gewährleistet ist, für die das Schweizer Pulver steht. Daher wird u.a. der Schwefel vor dem Abwägen sogar in einem - extra mit Seide bespannten -  Zylinder ausgesiebt, damit selbst beim Schwefel nur Körner gleicher Größe in die Produktion kommen.

In der Läufermühle werden jetzt die 3 Komponenten zusammengebracht und im laufenden Betreib mit ein wenig Wasser vermischt. Das Wasser fördert den Zusammenhalt der einzelnen Bestandteile und verhindert die Staubbildung. Jedes der beiden Räder der Läufermühe wiegt 5 Tonnen und wird in der Pulvermühle Aubonne mit Wasserkraft angetrieben. Mit ca. 10 Umdrehungen pro Minute vermischt sich Kohle, Salpeter und Schwefel zu Schwarzpulver. Um Funkenbildung zu vermeiden sind die gußeisernen Räder wenige Millimeter über der Wanne aufgehängt. Sämtliche Zahnräder sind daher auch in Holz ausgeführt. Nach 900 – 1200 Umdrehungen ist das ganze eine einheitliche Masse, die aber noch sehr unregelmäßig verdichtet ist und sich in dieser Zustandsform wohl nur als Spreng- oder Artilleriepulver eignet.



Läufermühle I    



Das Gemisch bzw. Gemenge in der Wanne der Läufermühle


 

Läufermühle II  


 
Zugabe von Wasser in das entstehende Gemisch



Hier sind Schwefel, Salpeter und Holzkohle unter Zugabe von Wasser schon vernmischt. Im Übrigen sind die beiden Mühlsteine so aufgehängt, dass Sie nicht direkt auf der Wanne aufsitzen und dennoch mit bis zu ca. 5 Tonnen Druck die 3 Grundbestandteile zu einem neuen Stoff vermengen udn zugleich verdichten. Daher handelt es sich bei Schwarzpulver nicht um eine chemische Verbindung sondern um ein physikalisches Gemenge (Amalgam) , das allein aufgrund des hohen Druckes miteinander verbunden /vermengt und somit zu einem neuen Stoff- eben dem Schwarzpulver - wurde.




Der Wasserantrieb der beiden Läufermühlen durch ein oberschächtiges Wasserrad.      




Das Läufermühlenhaus

Nachfolgend kann abschließend zu diesem Produktionsschritt (dem Kollergang) ein (tonloses) Video heruntergeladen werden, welches die Läufermühle im laufenden Betrieb zeigt:

Läufermühle /Kollergang (bitte vorstehenden Link anklicken!  Achtung: Downloadzeit beachten! Das Video liegt im .avi-Format vor und ist ca. 3 MB groß!)


3. Pressen des Schwarzpulvers zum Pulverkuchen :

Um eine regelmäßige Verdichtung zu bekommen,  wird dieses Gemisch bei einem Druck von 30 Tonnen in einer Presse zu einem ca. 1 cm dicken Kuchen gepresst: dem Pulverkuchen, der in der Schweizer Pulvermühle allerdings gleich wieder mit einem Holzhammer von Hand zerkleinert wird.

 

Pulverkuchenpresse

4. Körnen des Pulvers:

Der mit dem Holzhammer von Hand wieder zerkleinerte Pulverkuchen wandert anschließend in die Körnermaschine wo er zwischen 3 verstellbaren Bronzewalzen zu der gewünschten Korngröße zerquetscht wird. Was zu grob oder zu fein ist wird anschließend ausgesiebt und durchläuft nochmals den unter Punkt 3 beschriebenen Vorgang – wandert also wieder zurück zur Presse, wird dort nochmal zu Pulverkuchen verdichtet, um dann ein zweites, ggf. sogar ein drittes Mal in der Körnermaschine zu landen.

 

Körnermaschine

5. Abschleifen der Körnerkanten:

Nach dem unter Punkt 4 beschriebenen Vorgang ist die Oberfläche der einzelnen Pulverkörner noch sehr kantig. In großen Holztrommeln schleift man daher die Körner aneinander ab. Dieser Vorgang dauert bis zu 24 Stunden und erzeugt - in nicht unerheblichem Umfang -  Wärme.


Die Holztrommeln, in denen die Körner aneinander geschliffen und somit entkantet werden.


6. Trocknen des Pulvers:

Noch ist das Schwarzpulver aus den vorangegangenen Herstellungsprozessen mit sehr viel Wasser angereichert und da es von Natur her sowieso schon sehr wasseranziehend ist, gibt es dieses auch nur sehr ungern wieder an die normale Umgebungsluft ab. Im Gegenteil: sobald die Luftfeuchtigkeit steigt, nimmt es sogar noch mehr Wasser aus der Luft auf. Insofern könnte man Schwarzpulver sogar als Trockenmittel einsetzen – wenn es nicht so gefährlich wäre. Aus diesem Grund wandert es jetzt in einen speziellen Trockenraum, wo es bei den Schweizern über einen Zeitraum von 24 Stunden bei konstant 40  Grad Celsius trocknet.

 

Einer der zur Trocknung verwendeten Räume

7. Polieren und Graphitieren des Pulvers:

Das so getrocknete Pulver wandert jetzt noch einmal zurück in Holztrommeln, in die man dieses Mal aber Graphit beigibt. Wieder wirken diese Holztrommeln wie Poliertrommeln: Pulverkörner und Graphit reiben aneinander und das Graphit poliert das Korn noch etwas rundlicher und lagert sich sogar daran an. Dieser Vorgang gibt dem Schweizer Schwarzpulver seinen weltweit bekannten silbrigen Glanz, verhindert gleichzeitig aufgrund seiner Anlagerung an das Korn die erneute Aufnahme von Wasser aus der Luftfeuchtigkeit heraus und macht das Schwarzpulver somit auch fit für den Transport und ggf. längere Lagerdauer beim Händler und/oder Schützen. Richtig und sachgemäß (trocken!) gelagert bleibt daher das Schweizer Schwarzpulver auch noch nach 100 Jahren und mehr zündfähig und es ist über Jahrzehnte ein konstantes Zündverhalten zu erwarten.   

 

Die Graphitiertrommeln der Schweizer Pulvermühle

8. Aussiebung/Verpackung:
Nach einer letzten Aussiebung (Granulierung)  in der Granuliermaschine ist das Schwarzpulver entsprechend seiner tatsächlichen Körnung bereit zur Abpackung. In einer hochpräzisen Abfüllanlage werden die Dosen im Originalgebinde des Herstellers aufs Gramm genau befüllt, bevor es dann – palettenweise-  zum Versand in alle Welt kommt.



(Granuliermaschine)



(Die noch leeren vom Dosenhersteller angelieferten 1 kg- Verpackungen/Gebinde)  

Von jeder Produktionscharge nimmt der Produktionsleiter in seinem eigens von Ihm eingerichteten Labor vor Beginn des Abpackvorganges  Proben. Diese lagert er in einem eigenen Probenlager ein und notiert sich die genauen Daten, zu welchen inneren und äußeren Bedingungen diese Charge produziert wurde. Die Probe wird auch einer chemischen Analyse unterzogen. Ja sogar das typische Abbrandverhalten einer Charge mit all seinen physikalischen Eigenarten wird ebenfalls ermittelt und schriftlich festgehalten. Sollte es irgendwann einmal zu Abweichungen in der Konsistenz oder zu Unfällen kommen, wäre die genaue und ursprüngliche Zusammensetzung und Konsistenz aus dieser spezifischen Produktionscharge noch nach Jahrzehnten nachweisbar und evtl. Veränderungen durch falsche Lagerung, Verunreinigung etc. rekonstruierbar.



Das oben beschriebene persönliche Labor des Produktionsleiters

Früher wurde bei den Schweizern das Pulver der einzelnen Herstellchargen vor Abgabe ebenfalls auf eine gleichbleibende Qualität beim Herstellungsprozess überprüft. Hierzu kam ein Probemörser zur Verwendung der jeweils mit 92 Gramm Schwarzpulver aus der laufenden Charge gefüllt wurde und dessen Kugel dann bei der Körnung Nr.4 zum Beispiel 298,5 m fliegen sollte und bei der Körnung Nr.5 beispielsweise  226,5 m. Dabei durfte die Abweichung von Charge zu Charge höchstens +- 4,5 m betragen.


 

Der Proben-Mörser der Schweizer Pulvermühle

Im wesentlichen erfolgt die Herstellung von Schwarzpulver in der Pulvermühle Aubonne unverändert auch heute noch so wie vor 160 Jahren und wandert von Aubonne aus über ein Netz von ausgesuchten länderspezifischen Generalimporteuren in die ganze Welt. Der Generalimport nach Deutschland liegt dabei in Händen und in Verantwortung der Fa. Essing Sprengtechnik GmbH aus Georgsmarienhütte, so dass - direkt oder indirekt - letztlich jeder Händler, der in Deutschland Schweizer Schwarzpulver bezieht, dieses über die Firma  Essing geliefert bekommt, die ebenfalls - wie die Schweizer Pulvermühle und die Pulvermühle Kunigunde (WANO) -  ein Gründungsmitglied der SPI ist.

Qualität hat bekanntlich Ihren Preis und daher ist das Schweizer Schwarzpulver aufgrund des vorgehend beschriebenen aufwändigen handwerklichen Herstellungsprozesses etwas teurer als die Schwarzpulver anderer Hersteller, die u.a. z.Bsp. die Holzkohle schon fertig einkaufen und das Schwarzpulver in wesentlich größerem Umfang industriell herstellen. Dennoch: die hohen Transportkosten und Zölle der Pulver aus der USA und Übersee sorgen dafür, dass der Unterschied sich halbwegs in Grenzen hält. Dazu kommt, dass man aufgrund der hohen Energiedichte des Schweizer Pulvers im Durchschnitt bis zu 20 % weniger Menge als bei anderen Schwarzpulversorten benötigt, wenn man dann schließlich auf dem Schießstand seinen Vorderlader damit befüllt. Somit relativiert sich der im Verhältnis zu anderen Pulversorten auf den ersten Blick zunächst etwas höhere Anschaffungspreis. Der Vorrat an Schweizer Pulver reicht einfach länger zur Ausübung des Hobby als der Vorrat vieler anderer Schwarzpulversorten.

In seinem Buch: „Das Schießen mit Perkussions-Hinteröladern“ veröffentlicht Autor Wolfgang Stephan sogar eine eigene Umrechnungsformel die wir hier informationshalber zitieren wollen:

 „Umrechnung der Lademenge von Deutschem Jagdschwarzpulver in Schweizer Pulver:

                          0,6 x Ladung = Ladung CH2

                          (z.Bsp.: 0,6 x 50 Grain = 30 Grain CH2)

 Umrechnung der Lademenge von Schweizer Pulver in Deutsches Pulver:

                       1,7 x Ladung CH2 = Ladung Deutsches Pulver

                       (Z.Bsp: 1,7 x 30 Grain CH2 = 51 Grain Deutsches Pulver) „

 

Weiter erläutert Wolfgang Stephan:

„Wie aus dem vorgenannten Beispiel zu ersehen ist, braucht man bei „CH2“ – Pulver 20 Grain weniger Pulverladung! Und 20 Grain Pulver sind eine Menge „Stoff“! Ein Überladen kann zur Zerstörung der Waffe führen!!!“ “

Zitat Ende

 

Daher sind die von Gegnern des Schweizer Pulvers immer wieder ins Gerede gebrachten höheren Preise des Schweizer Pulvers zu differenzieren und ein konsequenter Verwender der Schweizer Pulversorten hat bei genauerem Nachrechnen u.U. am Jahresende sogar weniger für Pulver ausgegeben als seine Kameraden, die sich anderer Pulversorten bedienen –  nicht zuletzt wegen der höheren Energie- und Schüttdichte, welche das Schweizer Pulver auszeichnen und von anderen Pulversorten abhebt.

Aber Vorsicht: Was bei der einen Waffe nachgewiesenermaßen für bessere Trefferlagen sorgt, kann bei einer anderen ebenso sicher zu einer Präzisionsverschlechterung führen. Man kann es daher nie oft genug sagen: Das Schwarzpulverhobby läuft nicht nach standardisierbaren Mustern ab: für jede individuelle Waffe muss die richtige und genau auf diese Waffe ideal passende Pulversorte, Pulverkörnung und Pulvermenge erst einmal in aufwändigen Experimentierphasen ermittelt werden. Nur wer möglichst alle Kombinationsformen ausprobiert hat, kann erwarten, dass er auf Dauer das Beste an Präzision aus seiner Waffe herausholt – zumindest wenn er mit gleichem Aufwand auch die  anderen verwendeten Komponenten in Hinblick auf Optimierung ermittelt hat – denn das beste Pulver nutzt nichts, wenn Fettpflaster und Bleikugel nicht zusammen harmonieren oder das verwendete Fett noch nicht die richtige Konsistenz hat. Selbst das verwendete Zündhütchen hat - in Kombination mit dem Piston (z.Bsp.: mit oder ohne Turbobohrung etc..) - ein Wörtchen mitzureden, wenn es um das Präzisions-Feintuning geht.

Schwarzpulver wird seit seiner Erfindung in den verschiedensten Variationsformen hergestellt. Beeindruckt waren Franz und ich  daher von der Sammlung, die uns der Produktionsleiter der Poudrerie d´Aubonne am Schluss noch gezeigt hat. In der vorgefundenen Form dürfte Sie weltweit sogar einmalig sein. Über 160 Jahre wurde da gesammelt – Schwarzpulver in allen Formen, Variationen und Pulverkorn- bzw. Kugelgrößen.


Sammlung der verschiedenen Variationen, in denen Schwarzpulver in den letzten 160 Jahren in der Schweiz hergestellt wurden.


Aktuell werden in der Pulvermühle Aubonne als Schießpulver noch folgend aufgeführte Korngrößen hergestellt:


Bezeichnung:      Körner per Gramm:     Körnung:                           Anwendung:


Zündkraut            100.000                        0,200 mm – 0,700 mm


Nr.1                   10.000 - 15.000              0,226 mm – 0,508 mm        Vorderladerpistole Kaliber     <  .40

Nr.2                     3.000 -   4.000              0,508 mm – 0,870 mm       VL-Pistole/-Revolver Kaliber   >  .40

Nr.3                     1.000 -   2.000              0,670 mm – 1,360 mm       Vorderladergewehr

Nr.4                        700 -      900              0,900 mm – 1,360 mm       Vorderladergewehr große Kaliber

Nr.5                       470 -      520              1,200 mm – 1,600 mm       Vorderladergewehr sehr große Kaliber
 

Als Artillerie- und Böllerpulver, Sprengpulver und als Feuerwerkspulver darüber hinaus dann noch in weiteren 8 unterschiedlichen Körnungen. Bei entsprechendem Bedarf und bei entsprechender Nachfrage können weitere Varianten des Schweizer Schwarzpulvers für alle Anwendungsgebiete - ggf. auch auf Kundenwunsch - hergestellt und geliefert werden.

Dennoch: Im Bestreben, die heute schon sehr hohe Qualität Ihrer Pulversorten zu erhöhen, forscht und entwickelt man in der Pulvermühle in Aubonne weiter an verschiedenen Konsistenzen, Körnungen, Mischungen, Variationsformen etc..

Als ein Ergebnis dieser Forschungs- und Laborarbeiten lagern vermutlich noch knapp 2-3 kg des Schweizer Pulvers in der Pulvermühle, die kurz nach der Jahrtausendwende (versuchsweise) in Kugelform produziert wurden. Auch wenn in dieser Variante der Pulverform nach ersten Experimenten nicht unbedingt die Präzision in den Vorderladerwaffen erhöht werden kann: zumindest Metallpatronen lassen sich leichter befüllen, das Laderöhrchen könnte im Einzelfall überflüssig werden und etwas weniger Schmauch hinterlässt diese Variationsform auch – warum auch immer. An sich gute Voraussetzungen für die Verwendung in Schwarzpulverdisziplinen im Bereich der Unterhebelrepetierer bzw. Metallpatronen (long range etc..)!!  Meines Wissens werden die Experimentierreihen in Sachen Kugelform in der Schweiz jedoch schon seit ca. 2004 nicht weiter fortgeführt, da die Nachfrage nach Schwarzpulver in Kugelform weltweit einfach zu gering war und der wesentlich aufwändigere (und vor allem gefährlichere) Herstellungsprozess die Körner in möglichst gleichmäßge Kugelform zu bringen diese Variante nur noch weiter verteuern würde. Erschwerend kommt dazu, dass die Verbraucher in Zeiten wie diesen einfach nicht mehr bereit sind, den unvermeidbaren Mehrpreis dann auch tatsächlich zu bezahlen. Abgesehen von den Kosten, die im Zusammenhang mit einer Zulassung einer neuen Pulversorte (eben Schwarzpulver in Kugelform) bei der BAM in Berlin noch obendrauf kommen und so den Preis noch weiter erhöhen würden...


Hier endet der eigentlich vorgesehene Umfang des Berichtes zur Herstellung der Schweizer Pulversorten in der letzten Schweizer Schwarzpulverfabrik!  Ich möchte nachfolgend aber noch einen klein wenig zum Thema "Vermarktung des Schwarzpulvers" ausführen und den ein oder anderen um Unterstützung in Sachen 500 Gramm Gebinde bitten. Aber lest hierzu nachfolgenden Text bitte selbst:

Allgemeine Ausführungen zum Schwarzpulvermarkt in Deutschland:

In Deutschland die bisher gängigste Verpackungseinheit sind 1 kg Packungen/Gebinde, während in der Schweiz selbst auch 100 Gramm Gebinde angeboten werden. Für den US-Markt gibt es sogar 454 Gramm Gebinde. Nachdem die SPI mit Unterstützung des Pulvergroß- und Pulverfachhandels sich unermüdlich dafür eingesetzt hat, gibt es jetzt - neben nahezu allen anderen Pulversorten - auch die gängigen Schweizer Pulversorten im kundenfreundlichen 500 Gramm Gebinde.

Dass es derzeit z.Bsp. in Deutschland auch das Schweizer Pulver in 500 Gramm Packungen gibt, ist in nicht unerheblichem Umfang auch auf den Franz Müller (Pulver Müller in Palling) zurückzuführen, der die Sorten CH 1 und CH 2 schon seit längerem in eigener Regie in 500 Gramm Gebinden abfüllt und der sich hierzu von der BAM (Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung mit Sitz in Berlin) extra für dieses 500 Gramm- Gebinde eine (teure und aufwändige) Zulassung eingeholt hat. Denn es wäre einfach nicht Deutschland, wenn man Schwarzpulver einfach nur in andere Packungseinheiten abfüllen dürfte. Ohne Genehmigung durch die BAM geht in Deutschland nunmal gar nichts. Das sieht in den USA und vielen anderen Ländern ganz anders aus. Daher ist es kein Wunder, dass die Schweizer Pulversorten, die in großen Mengen in die USA exportiert werden in den USA zum Teil weniger als die Hälfte kosten als bei uns in Deutschland. Dort haben die Pulverhändler (und Hersteller!)  nunmal nicht die Auflagen an Verpackung, Transport und Lagerung als wir hier in Deutschland haben. Über den Sinn und Unsinn einer zunehmend ausufernden Bürokratie soll an dieser Stelle  aber nicht diskutiert werden. Es mag sich jeder selbst seine eigene Meinung bilden, ob derart viele Auflagen wie wir es hier in Deutschland haben wirklich nötig sind. Fakt ist, dass wir diese Situation hier nunmal haben - und selbst die strengsten Auflagen sind allemal noch besser als das ebenfalls in vereinzelten Staaten vorkommende totale Besitzverbot von Schwarzpulver...

Auf den ersten Blick ist (und bleibt) das Schweizer Pulver somit das teuerste Pulver im internationalen Vergleich. Wie bereits erwähnt ist in Schwarzpulverschützenkreisen aber bekannt, dass aufgrund seiner hohen Energiedichte die ansonsten gängigen Ladungen um ca. 20 % reduziert werden können, um vergleichbare Leistungen und Trefferlagen wie mit den anderen Pulvern zu erzielen. Somit fallen die Schweizer in Sachen Preis - entgegen der Ansicht vieler Schwarzpulverschützen - nicht wirklich aus dem preislichen Rahmen. Auch ist nicht für jede Waffe jedes Pulver gleichermaßen geeignet, und so muss letztlich jeder Schwarzpulverschütze für sich selbst den Hersteller und die Körnung  finden mit deren Kombination er die besten Ergebnisse mit seiner Waffe erzielt. So können die WANO-Pulversorten sowie das Pow-Ex (ebenfalls in der Pulvermühle Kunigunde hergestellt) die Schweizer Pulversorten ideal ergänzen. Man kann schon mit Sicherheit sagen, dass dort, wo man mit den Schweizer Pulversorten in Sachen Präzision nicht hinkommt, dann die Verwendung der WANO und/oder die von Franz Müller entwickelten POW-EX Pulversorten in den passenden Körnungen zum gewünschten Ergebnis führt.  

Eben das macht Ihn ja aus, den großen Reiz am Schwarzpulverschießen. Nicht steht von vornherein fest- die ideale Kombination von Waffem, Geschoss, Pflaster, Pflasterfett, Pulversorte, Pulverkörnung, Pulvermenge, Piston und Zündhütchen muss für jede einzelne Schwarzpulverwaffe erst in der Praxis aufwändig für den einzelnen Schützen individuell ermittelt werden.

Es bleibt zu hoffen, dass die Nachfrage an Schwarzpulver in Deutschland in den nächsten Jahren wieder ein klein wenig steigt, denn ein zunehmender Teil der Produktion des Schweizer Pulvers wandert inzwischen nicht mehr nach Deutschland oder Europa, sondern in die USA, wo den Händlern aufgrund der minimalen staatlichen Auflagen, auch noch eine angemessene Netto-Marge bleibt.

Bleibt also festzuhalten, dass das Schwarzpulverhobby eine wesentlich komplexere Angelegenheit ist, als es auf den ersten Blick her erscheint – und wer hier gar mit dem Anspruch antritt, die Rahmenbedingungen insgesamt verbessern zu wollen,  der muss – mehr als in allen anderen Variationsformen des Schießsportes – Hersteller, Importeure, Groß- und Einzelhandel, Politik, einzelne Genehmigungsbehörden, Ministerien und Schützen möglichst an einen gemeinsamen Tisch bringen und darf bei allen Aktivitäten die Interessenlagen jeder einzelnen am Prozess beteiligten Partei nicht aus den Augen verlieren. Er muss die Hintergründe kennen und zum Beispiel  wissen, dass der Waffenhandel den Handel mit den Treibladungspulvern nun schon seit Jahren nur noch als Service für seine Kunden betreibt – nicht mehr aber, um damit sein Auskommen bzw. seine wirtschaftliche Existenz zu sichern. Würde er seine Existenz allein aus dem Pulververkauf sichern wollen, dann müsste er einen Pulverpreis nehmen, der weit über dem heute üblichen Marktpreis liegen würde.

Dieses "über den Tellerrand hinausschauen" spreche ich den rein auf den Schießsport ausgelegten konventionellen Verbänden kategorisch ab. Und daher braucht sich auch niemand wundern, dass man heutzutage auch schon mal bis zu 200 km fahren muss bis zum nächsten Pulverhändler. Das ist u.a. das Ergebnis einer über Jahrzehnte hinweg ausschließlich auf die Interessen der Sportschützen zurückreduzierten Verbandswesens. Was interessiert da die wirtschaftliche Situation der Waffen- und/oder Pulverhändler. Auch ist es solchen Verbänden doch letztlich wurscht, welche Verwendungserlaubnis oder Verpackungsgrößen die einzelnen Pulversorten haben und ob das Händlernetz gerade wächst (bis Mitte der 1990-er Jahre) oder schrumpft (seit ca. 1996) .

Zumindest bei der SPI sieht es in dieser Hinsicht ganz anders aus. Wir kümmern uns auch um die Interessen unserer gewerblichen Mitglieder. Da werden deshalb zugunsten der Hersteller und des Handels ganz gezielt neue Disziplinen geschaffen - z.Bsp. Luntendisziplinen oder Disziplinen für Zündnadelgewehre bzw. getrennte für Revolver mit offenem bzw. geschlossenem Rahmen, damit sich endlich wieder eine Nachfrage an solchen Waffen entwickelt oder bei erlaubnispflichtigen Schwarzpulverfeuerwaffen ein waffenrechtliches Bedürfnis überhaupt erst entsteht (wie z.Bsp. bei den modernen Schwarzpulver-Inlinern, für die wir 2009 eigene Diszipline entwickelt haben).   Und der Erfolg gibt uns recht: endlich werden Sie auf SPI-Meisterschaften wieder herausgekramt und geschossen, die Luntenpistolen und die  Luntengewehre, die Navy-Colts mit dem offenen Rahmen, die Modellkanonen und sogar die mit Schwarzpulvermotoren angetriebenen Modellraketen...

Das haben wir in den letzten Jahren mit einer derartigen Konsequenz durchgezogen, dass inzwischen schon erste andere konventionelle Verbände Anleihen an der SPI Wettkampfordnung gemacht haben, wo wir bis zu einem gewissen Grad auch gar nichts dagegen haben, da es der Sache förderlich ist.  Dass dann in Folge irgendwann auch wieder mehr Pulver verbraucht wird, ist die logische Konsequenz. So haben am Ende alle in der Wertschöpfungskette involvierten Parteien - einschließlich der Schützen - etwas davon und in gewisser Weise sorgt ein steigender Verbrauch dann irgendwann einmal wieder für stabile Preise.

Vor diesem Hintergrund würde ich mich sehr freuen, wenn möglichst alle Schwarzpulverschützen den Franz Müller, die Essing Sprengstofftechnik GmbH, die WANO , di eSchwizer Pulvermühle und letztlich alle uns seit Gründung verbliebenen oder inzwischen neu hinzugekommenen gewerblichen Mitglieder im Pulverumfeld und Waffenfachhandel und natürlich auch mich in unseren gemeinsamen Bemühungen zur generellen Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Schwarzpulverschießen aktiv unterstützen würden.

Nur ein Beispiel, wo man uns aktiv und ganz konkret in unserem Anliegen bezgl. 500 Gramm Packungen unterstützen könnte:

Liebe Inhaber einer Erlaubnis nach §27 Sprengstoffgesetz: Besteht doch bitte alle im konkreten Bedarfsfall beim Pulverhändler Eurer Wahl unbedingt auf die Lieferung der 500 Gramm Gebinde in der gewünschten Pulversorte und Körnung, denn im Pulvergroßhandel sind diese definitiv in allen gängigen Sorten und Körnungen schon seit mindestens Ende 2004 bestellbar und verfügbar! Lasst Euch nicht mehr mit fadenscheinigen Ausreden abwimmeln und wechselt im Notfall dann schon auch mal den Händler. SPI-Mitglied Jürgen Achenbach vom Vorderladershop macht inzwischen laut eigenen Angaben in seiner Region fast schon mehr Umsätze mit den 500 Gramm Schwarzpulvergebinden. Oder deckt Euren Bedarf beim Robert Supper in Sersheim im Rahmen der Süddeutschen Meisterschaft oder beim Norbert Pilster in Norddeutschland. Denn wie soll das sonst funktionieren, wenn andere Pulverhändler die 500 Gramm Schwarzpulverpackungen schon seit Jahren boykottieren und einfach nicht über den Pulvergroßhandel beziehen bzw. nicht in Ihr Produktsortiment aufnehmen? Die Nachfrage nach den kleineren Packungen ist definitiv da, wie mir nicht nur der Jürgen Achenbach sondern auch der Robert Supper vom SV Sersheim und andere Pulverhändler sowie unzählige SPI-Mitglieder auf Anfrage berichtet haben..    

Welchen Wert unsere konzertierten diesbezüglichen Bemühungen und Aktivitäten haben, wissen zumindest diejenigen, die aufgrund einer mangelnden Druckentlastungsfläche am privaten Lagerort nur die Hälfte der gesetzlich zulässigen Höchstmenge aufbewahren dürfen und daher zu Zeiten, als es in den meisten gängigen Sorten nur die 1 kg Gebinde gab,  zunächst gar keine behördliche Erlaubnis zum Pulvererwerb bekamen, da das Pulver bekanntlich beim Pulverhändler ja nur in Originalgebinden abgegeben werden darf. Aber auch der Schütze, der für die unterschiedlichen Waffen die jeweils passenden Körnungen benötigt, weiß, was es wert ist, wenn er die unterschiedlichen Körnergrößen auch im 500 Gramm Gebinde erwerben kann. Denn schnell ist die gesetzlich zulässige Höchstmenge (1kg im unbewohnten Nebenraum bzw. maximal 3 kg im unbewohnten Nebengebäude)   erreicht. Und wie soll es denn funktionieren, wenn man beispielsweise maximal nur 1 kg zuhause lagern darf, man aber 2 verschiedene Körnungen benötigt und die gewünschte Pulversorte und Körnung im Pulverhandel nur im 1 kg Gebinde verfügbar ist und die Abgabe vom Handel nur im Originalgebinde zulässig ist ??? Bitte unterstützt daher die Bemühungen der gewerblichen SPI-Mitglieder aus dem Pulvergroß- und Einzelhandel, die gängigen Pulvbersorten und Körnungen flächendeckend auch im 500 Gramm Gebinde verfügbar zu machen und lasst Euch nicht von Händlern vertrösten, die da fälschlich behaupten, die gewünschte Schwarzpulversorte sei im Handel nicht im 500 Gramm Gebinde verfügbar. Sonst laufen wir eines Tages Gefahr, dass die mühsam von uns eingeführten 500 Gramm Gebinde sukzessive wieder vom Markt verschwinden - denn es ist für alle beteiligten Unternehmen tatsächlich logistisch und auch finanziell ein enormer Aufwand, ein und diesselbe Pulversorte in mehreren Packungsgrößen logistisch flächendeckend verfügbar zu halten. Den damit verbundenen Mehrpreis sollte uns aber eine solche Logistik alle wert sein, denn wenn der Markt die 500 Gramm Packungen über Jahre hinweg nicht in ausreichendem Umfang annimmt, dann ist es nur eine Frage der Zeit, wann Hersteller und Großhandel sich die damit verbundenen Mehrkosten wieder einsparen.

Es ist unter langfristigen Aspekten einfach nicht damit getan, in der Ausübung dieses schönen Hobby immer einzig und allein nur auf die Ausübung des Schießsportes zu achten - uns allen sollte auch etwas daran liegen, dass die Untenehmen, die in diesem Umfeld Ihre unternehmerische Existenz und Zukunft sichern wollen auch künftig noch eine Überlebenschance haben und nicht mangels schrumpfender Umsätze und Nachfrage früher oder später erst einzelne Produkte und später vielleicht sogar den gesamten Betrieb einstellen müssen.     

In der Hoffnung,  ein klein wenig Aufklärung und Wissenserweiterung in Sachen Schwarzpulverherstellung und dessen Vermarktung sowie einen ersten kleinen Nachweis zur Existenzberechtigung der SPI geleistet zu haben, um so vielleicht den ein oder anderen sogar zum Beitritt in die SPI bewegen zu können,  wünsche ich allen aktiven Schwarzpulverschützen weiterhin

"Feuer frei - bei Pulver und Blei! "

Euer

Helmut Leiser


(Autor: Helmut Leiser)

dieser Textbeitrag ist online seit 08.01.2011